NLP in Zeiten vom Coronavirus

Mit NLP besser durch die Zeit des Coronavirus

Kontaktverbot, Ausgangssperren, Homeoffice, soziale Berufe im Ausnahmezustand, Reisende werden aufgefordert, zurückzukommen, leere Regale im Supermarkt. Jeden Tag neue Meldungen über Maßnahmen, Risikogebiete und die Bitte an Einzelnen sich in der Situation rücksichtsvoll und korrekt zu verhalten. Am besten indem man soziale Kontakte einschränkt und wenn möglich, sich selbst – und ggf. seine Familie – isoliert. Eine völlig neue Situation für viele von uns. Wo soll das hinführen? Wie soll ich die nächsten Wochen nur überstehen? Angst, Verwirrung, Stress. Für viele, gerade aus der jüngeren Generation ist diese Situation neu. Es ähnelt Geschichten der Großeltern über die Zeit im Krieg (Rationierungen, im Haus bleiben, andere meiden), doch miterlebt habe ich es glücklicherweise selber noch nicht. Neben der Angst, jemanden in meinem Umfeld oder mich selbst anzustecken, beginnt die Planung für den Ernstfall: Ist Toilettenpapier vorhanden? Welche Lebensmittel halten lange? Wie siehts mit Desinfektionsmittel aus? Was passiert mit der Kinderbetreuung ohne Schulen? Wie überstehe ich es, mehrere Wochen im Haus eingesperrt zu sein? Diese Situation ist mir unbekannt und es fällt mir schwer damit umzugehen. Wir sind in der 1. Woche der Selbstisolation und ich habe keinen Plan, wie das weitergehen soll. Um das Beste aus der Situation zu machen und mehr Gelassenheit zu bekommen, wende ich meine NLP-Kenntnisse an.

NLP steht für Neuro-Linguistisches Programmieren. Neuro steht für die Vorgänge im Gehirn, um die es bei der NLP geht. Linguistisch inkludiert die Sprache, die genutzt wird, um gezielt mit dem Unterbewusstsein zu arbeiten. Und Programmieren kann man ähnlich verstehen wie in der IT, wo der Computer eine Anweisung gibt, welche Mittel zum eigenen Ziel führen können. NLP hat Techniken entwickelt, wie man Veränderungen psychischer Abläufe im Menschen hervorrufen kann, um die Struktur von Erfahrungen so zu verändern, dass der Mensch eine positive Veränderung verspürt und seinen Zielen näherkommt. Diese einzelnen Techniken – in der NLP „Formate“ genannt – versuche ich anzuwenden, um weiterhin klar zu handeln, die Angst und Sorge in den Griff zu bekommen und bestmöglich mit der Situation umzugehen. Die Herausforderungen stellen sich in den verschiedensten Situationen, alleine zuhause oder das enge Zusammenleben mit anderen Personen im Haushalt. Zudem ändert sich auch das Arbeitsfeld. Entweder durch eine erzwungene Arbeitspause oder – in meinem Fall – durch Homeoffice. Einige der Themen greife ich im Folgenden auf und gebe Einblicke, in Lösungen, die mir momentan helfen, mit der Situation umzugehen.

Umgehen mit der Sorge oder sogar Angst vor der Isolation und dem Virus

Egal, ob in Isolation oder in Familienquarantäne, unterschiedlichste Meldung prassen auf einen ein und ich ertappe mich dabei, nervös zu werden. Alleine die Unsicherheit, wie lange diese Situation dauern wird, stresst mich. Wie gut, dass ich mir 1 Jahr zuvor in der NLP-Ausbildung einen Anker gesetzt habe. So ein Ruhepunkt ist genau, was ich benötige, wenn ich die schrecklichen Meldungen der Nachrichten höre. Anker sind eine Reiz-Reaktion-Kopplung. Ziel eines Ankers ist es, einen Zustand wiederabrufbar zu machen, der ein positives Gefühl erzeugt. Man kann sie bewusst antrainieren, um gewisse Gefühlszustände schnell hervorrufen zu können. Ein Anker lässt sich einfach setzen und hilft mir, mich zu erden und zur Ruhe zu kommen. Das tolle ist, dass ich ihn mehrmals auslösen kann. So lasse ich mich jetzt täglich in meinen Urlaub zurückversetzen. Der Sonnenuntergang am Meer inklusive des Rauschens des Wassers und dem Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Das Setzen eines Ankers ist vergleichsweise einfach und so kann ich den Tipp auch gleich an eine Freundin weitergeben. Sie arbeitet in einer sozialen Einrichtung mit Kindern und diese sind mit der Schulschließung und limitierten Möglichkeiten in Haus und Garten nervös und quengelig. Das Ergebnis ist erstaunlich gut. Einmal pro Tag wird bei den Kleinen jetzt der Ruhemodus ausgelöst und die Gedanken schweifen an schöne Situationen.

Gelassen zu bleiben ist gar nicht so einfach, bei all den Meldungen, die so präsent sind. Egal, ob ich den Fernseher einschalte, Radio höre, Social Media durchscrolle oder die Zeitung lese, es gibt nur mehr ein Thema: Corona. Sich zu informieren ist wichtig und gibt mir auch Sicherheit. Doch eine Auszeit von den Nachrichten kann auch gut für die Gesundheit sein und weniger Stress auslösen. Um zusätzlichen Stress zu vermeiden, setze ich mir genaue Zeiten, bei denen ich mich mit dem Corona-Thema beschäftige. 15 Min vormittags und weitere 15 Min abends. Leichter gesagt als getan, doch auch hier kommt mir die oben genannte Übung zu gute. Ruhe bewahren und sich selbst mental abschotten. Die Sorge oder Angst zu hinterfragen, ist ein weiteres Mittel, das hilft, sich seinen Gefühlen bewusster zu werden und damit umzugehen. Bei Sorgen kann die Reframing Methode angewendet werden. Wie der Name schon sagt, hilft die Methode, der Situationen einen neuen Rahmen zu geben und die Sorge zu entschärfen. Zuerst hinterfrage ich, weshalb mich die Quarantäne stört? Ich bemerke, dass ich mich eingesperrt fühle und das eine Nervosität in mir auslöst. Das Ergebnis kann ich dann in einen neuen Rahmen setzen. So versuche ich, mich nicht als „zuhause eingesperrt“ zu sehen, sondern nutze die Zeit für mich, um Dinge zu erledigen, die ich schon lange erledigen wollte – Schränke aufräumen und den Bücherstapel lesen. Durch solche neu gewerteten Aspekte ist es möglich, Situationen in ein anderes Licht zu rücken und die Angst vor der Vorstellung, in der Wohnung zu verkümmern, zu reduzieren. Ich bin gesund und habe genug Essen im Haus. Ich kann Verantwortung für mich und mein Umfeld übernehmen, indem ich zuhause bleibe und Kontakte vermiede. Zudem setze ich meine Sorgen in Dankbarkeit um und die Wertschätzung, für das, was ich habe. Dankbarkeit soll ja bekanntlich zu einem positiven Gefühl und verbesserter Lebensqualität führen. Es macht langfristig glücklich und ausgeglichen. Das nehme ich gerne mit.

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Umgehen mit dem intensiven Zusammenleben

Die oben beschriebenen Maßnahmen zur Angst eignen sich natürlich auch für Menschen in unserem Umfeld. Angst führt oft zu einer Reaktion, die man sonst nicht von der Person kennt und die verstörend wirken kann. Viele erleben momentan das gleiche, doch verarbeiten es unterschiedlich. In der NLP geht man davon aus, dass jeder Mensch in seinem eigenen Modell der Welt lebt. Das bedeutet, dass jeder eine individuelle Wahrnehmung und Interpretation seiner Umwelt hat. Diese Sicht und Bewertung beeinflussen auch unser Zusammenleben. Gerade bei einem Thema, dass medial aufgebauscht wird und angst auslöst, treffen oft unterschiedliche Meinungen aufeinander. Ist man dann dazu angehalten, unter einem Dach zu verweilen und sich täglich zu sehen, kann das schnell in Streit eskalieren – ähnlich wie ein Lagerkollaps. Zudem bringt so ein intensives Zusammenleben neue Herausforderungen – Homeoffice statt geregelter Arbeitsablauf, Betreuung der Kinder zuhause statt Schule. So zum Beispiel das gemeinschaftliche Abendessen an Isolationstag Nummer 4 – natürlich immer noch von einem Thema dominiert. Informationen, die über den Tag gesammelt wurden, werden lauthals diskutiert. So ganz verstehe ich die Emotionalität nicht und schon eskaliert die Diskussion. Total genervt und wütend bleibe ich alleine sitzen, nachdem die andere Partei ins Zimmer verschwunden ist. Soll das jetzt jeden Abend so weitergehen? Ich fand, dass sich etwas ändern muss, damit das Zusammenleben weitere Wochen funktionieren kann. Alleiniges Hinterfragen half mir nicht weiter. Zu meinem Unverständnis darüber, weshalb die Situation eskaliert ist, kam noch die Wut und Genervtheit. Auch das Betrachten von außer half mir nicht weiter. Klaus Grochowiak geht davon aus, dass eine Kritik an uns, eine Rückmeldung darüber ist, wie der andere ein Verhalten von uns bewertet. Um herauszufinden, inwieweit die Beschreibung der Kritik an mir mit meiner Erinnerung übereinstimmt, versuche ich die Situation dissoziiert zu betrachten. Ein Format, das hier hilft ist das Kritikformat oder der „Video Talk“. Es hilft mir dabei, die Streitsituation von außen zu betrachten – ohne die intensiven Gefühle, die in mir aufkommen, wenn ich an den Streit denke. Man nennt den Zustand „doppelt dissoziiert“: In der Übung sehe ich einen neutralen Beobachter, der mir objektiv seine Beschreibung der Situation erklärt. Dadurch erlange ich die Erkenntnis, dass wir beide Angst vor unterschiedlichen Auswirkungen des Themas haben und eigentlich im selben Boot sitzen. Unterschiedliche Ängste prallen aufeinander, sowohl vor der Erkrankung selbst, als auch vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch und der Zukunft nach dem Virus.  Die gewonnene Erkenntnis hilft mir die Diskussion in einem anderen Licht zu sehen und nach Aussprache und der Regelung, dass der Virus nicht beim Essen besprochen wird, kehrt Frieden ein.

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Umgehen mit der Konzentration im Homeoffice:

Eine weitere Herausforderung, in der sich einige von uns befinden, ist das Arbeiten von zuhause. Wie soll ich mich nur konzentrieren, wenn ich Wäscheberge, Fernseher und den Hund um mich herum habe? Aus eigener Erfahrung kann ich hier einen Cycle of Excellence empfehlen. Ähnlich wie der Anker, den ich zur Beruhigung nutze, stelle ich mir hier weitere Ressourcen zum Abruf bereit: Konzentration und Disziplin. Diese ankere ich um meinen Schreibtischstuhl. Dafür begebe ich mich in eine Situation zurück, in der ich dieses Gefühl schon einmal hatte und durchlebe sie mit all meinen Sinnen. Eine Situation, in der ich hochkonzentriert arbeitete, war das Geschichten schreiben in meiner Kindheit. Stunden vergingen wie im Flug und ich war sehr produktiv, ohne etwas um mich herum wahr zu nehmen. So stellte ich mir dieses Bild jedes Mal vor, bevor ich mich an den Arbeitsplatz setzte. Und siehe da, nach 3 Tagen fällt es mir schon deutlich leichter, mich zu konzentrieren. Ich merke aber, wie mir meine Kollegen fehlen. Die kurzen Pausen und Unterhaltungen zwischendurch sind eine gelungene Pausenbeschäftigung. Nicht nur, dass mir das fehlt, sondern meine Pausen fallen deutlich kürzer aus und ich bin abends erschöpfter als sonst. Es benötigt einige Tage, um das zu bemerken. Im Austausch mit Kolleginnen kommen wir zu dem Schluss, dass es einigen so geht und wir führen eine virtuelle Kaffeepause ein. Ein schwacher Ersatz, aber besser als nichts. So können wir uns weiterhin über Themen wie die Homeoffice-Situation austauschen und in Kontakt bleiben. Zudem setze ich mir klare Regeln, ab wann ich meinen Laptop herunterfahre und mir die verdiente Pause gönne. Auch um verzögerte Abendessenzeiten zu vermeiden, die andere Personen im Haus mitunter zu schnippischen Reaktionen verleitet haben.

NLP in Zeiten vom Coronavirus

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Umgehen mit der Isolation ohne persönliche Kontakte

Trotz der Absprachen und kleinen Streitereien, bin ich froh, dass ich die schwierige Zeit nicht alleine durchstehen muss. Doch nicht jeder hat das Glück, geringe persönliche Kontakte aufrecht erhalten zu können, da sie alleine wohnen. Verständlicherweise fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf. Als mich eine Freundin am 4. Tag der Selbstisolation anruft, kann ich die Verzweiflung in ihrer Stimme hören. Ich überlege stark nach, wie ich ihr helfen kann, wieder ein positives Gefühl zu bekommen. Quarantäne und dann alleine in der Wohnung? Was hilft gegen Einsamkeit? Der Mensch ist ein soziales Wesen und es ist normal, wenn man sich nach persönlichem Kontakt sehnt. Früher war der Anschluss an eine Gruppe überlebensnotwendig und so ist das noch heute in den meisten von uns verankert. Das Gefühl ist ernst zu nehmen. Man könnte auch hier mit einem Reframe starten und statt Einsamkeit, das ganze als Alleinsein zu sehen. Neben Ablenkung durch Erlernen einer Sprache, dem Lösen von Puzzles, dem Kochen neuer Gerichte oder Sportübungen, kann man die Zeit nutzen, sich über zukünftige Ziele Gedanken zu machen und neue Sichtweisen auf die Zukunft zu kreieren. Gehen wir davon aus, es ist September 2020 und die Krise soweit überstanden, was habe ich aus der Zeit gemacht? Wie komme ich aus der Isolation heraus? Zieleformate sind ein gern genutztes Format in der NLP. Um sich die Vorstellung zu erleichtern, lege ich mir Bodenanker aus und schreibe das Zukunftsdatum drauf. Bodenanker stehen für Ereignisse oder Zustände, die an einer bestimmten Stelle am Boden ausgelegt werden. Sie helfen, um das geankerte Erlebnis schnell hervorzurufen. Im nächsten Schritt stelle ich mich auf den Bodenanker und male mir aus, wie die Situation im September 2020 in meinen Wünschen aussieht. Zu guter Letzt definiere ich noch, welche Schritte ich jetzt unternehmen kann, um diesen Wunschzustand zu erreichen. Mit neuem Elan baue ich kleine Ziele in meinen Alltag ein. Zum Beispiel ist der Vorteil am Homeoffice auch, dass ich statt 40 Minuten in der U-Bahn diese Zeit für Sport nutzen kann. So werden Glücksgefühle frei und die Schwimmbadsaison kann kommen.

Meiner Freundin am Telefon schlage ich zudem vor, eine „Partsparty“ zu feiern. Dies ist ein therapeutisches Werkzeug, das Virginia Satir entwickelt hat. Hier wird davon ausgegangen, dass in uns (unbewusste) Teilpersönlichkeiten existieren und agieren. Bei einer Partsparty macht man sich seine Persönlichkeitsteile bewusst. Jeder dieser Teile verfolgt seine eigenen Ziele. Einzelne Teile können zu positivem oder unerwünschtem Verhalten führen. So kann es bei Sorge helfen, zu schauen, von welchem Teil diese ausgeht und diesen Teil wert zu schätzen. Oder man schaut sich an, wie man in der Krise mit sich selbst spricht. Ich kenne diese Freundin schon seit langem und weiß, dass sie sehr selbstkritisch ist. Eine negative und demütigende Kommunikation mit sich selbst, ist in Stresssituationen hinderlich. Ich gebe ihr an die Hand, dass sie sich dabei beobachten soll, was sie selbst sagt, z. B. „ich bin einsam und alleine“. Auch diesen Satz kann sie auf Zettel schreiben und als Bodenanker nutzen, um dann auf die Position zu steigen und zu spüren, welches Bauchgefühl dazu gehört. Wessen Stimme spricht da aus mir? Im nächsten Schritt kommt ein Bodenanker mit dem Satz, den sie eigentlich zu sich sagen will und der positiv und ermutigend ist. Dieser könnte z.B. lauten „Ich bin liebenswert und ich habe Familie und Freunde, die mir auch aus der Ferne beistehen“. Während sie sich auf den Bodenanker stellt, kann sie vor dem inneren Auge aufrufen, welche Personen hinter ihr stehen und die Stärke fühlen, die durch so eine Unterstützung aufkommt. Im nächsten Schritt, kann es helfen, diese Leute anzurufen – gerne auch mit Video. So machen auch wir das und organisieren ein gemeinsames, virtuelles Abendessen unter Freundinnen. Nachdem sowieso alle abends zuhause sitzen, ist das eine gelungene Abwechslung.

Es ist eine besondere Zeit, in der der Großteil der Menschen umdenken müssen. Sowohl bei der Freizeitgestaltung als auch bei Alltagshandlungen wie Arbeit oder Einkaufen. Selbst extrovertierte Personen, die viel Zeit unter Leuten verbringen, sind angehalten, zuhause zu bleiben und soziale Kontakte herunter zu fahren. Hinzu kommen die große Unsicherheit und Angst vor der Viruserkrankung. All das löst Stress aus. Keine einfache Zeit, die viel Rücksichtnahme und Geduld erfordert. Doch die kann auch neue Wege und Lebensstile aufzeigen: Alte Bekannte melden sich wieder und erkundigen sich nach meinem Wohlergehen, ich schaffe es regelmäßig meine Rückenübungen zu machen und der Hund freut sich darüber, dass immer einer zuhause ist. Geben wir unser Bestes, gesund und glücklich zu bleiben und gestärkt aus der Situation heraus zu kommen. Ein gutes Mittel gelassen zu bleiben ist NLP. Also nutzt die Zeit, um NLP in Zeiten vom Coronavirus auszuprobieren.

Autorin des Artikels: NLP in Zeiten vom Coronavirus Julia Wiseman – NLP Master

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