NLP Techniken gegen Angst

Zunächst einmal: Was ist NLP?

NLP, auch neurolinguistisches Programmieren, wurde in den siebziger Jahren von Richard Bandler und John Grinder entwickelt. Dabei handelt es sich um ein sog. Sprach- und Kommunikationsmodell mit Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen.

Was bringt NLP?
Eine erfolgreiche Anwendung von NLP kann folgende Wirkung erzielen:

  • Die eigene Wahrnehmung verbessern
  • Mehr Qualität beim kommunizieren
  • Positives Denken
  • Bessere Steuerung von Emotionen
  • Negative Verhaltensweisen dauerhaft ändern
  • Ziele und Strategien besser festlegen und umsetzen
NLP Techniken gegen Angst
Bildquellen pixabay & pexels

Das Repräsentationssystem VAKOG

VAKOG steht für die 5 Sinneskanäle des Menschen

V – visuell (sehen)
A – auditiv (hören)
K – kinästhetisch (fühlen)
O – olfaktorisch (riechen)
G – gustatorisch (schmecken)

Über diese Kanäle nehmen wir unsere Umwelt wahr. Dabei werden einzelne Kanäle mehr, oder weniger stark beansprucht.
Im NLP wird das Repräsentationssystem verwendet, um sich in bestimmte Situationen hineinzudenken, oder mit bestimmten Teilen eines selbst in Kommunikation zu treten.

Die wichtigsten NLP Formate im Überblick

Im NLP gibt es bestimmte Techniken, mit denen man, je nach dem welches Ziel man erreichen will, arbeiten kann.

Ankern

Das Ankern ist das Setzen bestimmter Reize in bestimmten Situationen. Diesen Reiz kann man dann später wieder abrufen und die damit verbundene Situation erneut emotional erleben. (z.B. eine besonders positive Erfahrung)

Metamodelle

Das „Metamodell der Sprache“ ist die Art und Weise, wie wir kommunizieren. Zum einen mit uns selbst, zum anderen mit unserem Gegenüber. Dabei wird die Qualität der Kommunikation maßgeblich dadurch bestimmt, wie Sender und Empfänger die (Meta)-Informationen verarbeiten. Diese sind „Verzerrung“, „Generalisierung“ und „Tilgung“ und wirken sich indirekt auf den allgemeinen „Wortfluss“ aus. (z.B. „Niemand schätzt meine Arbeit!“)

Reframing

Unter Reframing versteht man ein „Umdeuten“ einer Situation, oder einer Verhaltensweise, die man in dem Moment des Eintretens als negativ empfindet. Ziel des Reframings ist es, entweder eine neue Sicht auf dieses vermeintlich negative Verhalten zu bekommen oder das negative, durch ein positives Verhalten mit gleichem Ergebnis zu ersetzen. (z.B. „Ich nasche abends immer vor dem Schlafen“, „Warum tust Du das (positive Absicht)“, „Was kannst Du stattdessen noch tun?“)

Submodalitäten

Bei der Arbeit mit Submodalitäten geht es primär um die „Zerstörung von inneren Bildern“. Hier will man unangenehme Situationen, die man mal erlebt hat, loswerden, bzw. besser mit den Erinnerungen umgehen. Andererseits können damit auch Bilder von noch nicht eingetretenen Situationen eliminiert werden. (z.B. Flugangst bei der Vorstellung, man könnte abstürzen)

Strategien

Bei Strategien organisieren wir uns und unser Verhalten entsprechend, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Dabei werden Strategien in zwei Arten unterteilt:

  • Mikrostrategien, ein systematischer interner Ablauf der Repräsentationssysteme (z.B. „Ich Putze so lange das Besteck, bis es glänzt“)
  • Makrostrategien, ein von außen wahrnehmbarer systematischer Handlungsablauf (z.B. „Ich pflanze einen Baum“, „Ich mache eine Umschulung“)

Diese, und noch jede Menge weitere Formate bilden einen „NLP-Werkzeugsatz“ mit dem man schnell und effektiv an Problemen, Wünschen, oder Zielen von sich selbst, oder anderen Personen ansetzen kann.

Ausgangssituation

In der Vergangenheit habe ich mitbekommen, dass meine 8-jährige Tochter eine große Angst vor Bienen, oder Wespen entwickelt hat. Das äußerte sich so weit, dass sie plötzlich wegsprang, oder rannte, ohne auf Ihre Umgebung zu achten. Dabei kam sie immer wieder auf die Straße, was sogar dazu führte, dass ihr Autos ausweichen mussten.

Einmal habe ich sie gefragt, ob ich mit ihr mal ein kleines Spiel spielen darf. Es heißt „Ich bin die Biene“ und das macht richtig Spaß. Sie sagte, sie freut sich drauf.


Bildquellen pixabay & pexels

Ausarbeiten des Themas: Die Nutzung des Repräsentationssystems

Also nahm ich meine Tochter auf den Schoß und sagte zu Ihr: „Jetzt schließe bitte die Augen und stell Dir mal ganz genau vor, dass eine große summende Biene auf Dich zu fliegt. Kannst Du sie brummen hören?“

Sie: „Ja“.
Ich: „Was hörst Du noch?“
Sie: „Vögel zwitschern.“
Ich: „Riechst Du noch etwas?“
Sie: „Blumen.“
Ich: „Welche Blumen siehst Du denn?“
Sie (lacht): „Bunte.“
Ich: „Spürst Du sonst noch etwas?“
Sie: „Ich weiß es nicht…“

Die „W“-Fragen (Was genau, wo genau, wie genau…)

Nachdem ich meine Tochter in die Situation gebracht habe, ging ich in die Erarbeitung des Themas über:
“Ok, dann fühl Dich jetzt mal ganz doll rein in diese Situation mit der brummenden Biene bei den duftenden Blumen und zwitschernden Vögeln. Hast Du jetzt Angst vor der Biene?“

Sie: „Ja, schon…“
Ich: „Was genau macht Dir denn Angst?“
Sie: „Dass sie mich stechen kann.“
Ich: „Wo genau sollte sie Dich denn hin stechen?“
Sie: „Überall.“
Ich: „Und wie genau soll sie das denn machen?“
Sie: „Weil sie ganz schnell um mich herum fliegt und ich nicht sehen kann, wo sie mich dann sticht.“
Ich: „Glaubst Du denn, dass die Biene Dich ohne Grund stechen will?“
Sie (lacht): „Ich weiß es nicht…“

Das Ziel herausarbeiten

Meine Tochter hat also Angst vor der Biene, weil sie brummt, schnell fliegt und sticht und sie der Biene nicht genug „vertraut“, dass die keine bösen Absichten hegt. Also entschloss ich mich das Thema mittels Wahrnehmungspositionen aufzuarbeiten. Damit kann man die Situation auch aus Sicht der Biene betrachten und ein gewisses Verständnis für diese Position entwickeln.

NLP Format: Arbeiten mit Wahrnehmungspositionen

Die „Ich“ Perspektive

Nun sagte ich zu meiner Tochter: „Jetzt stell Dir mal vor, die Biene schwebt vor Dir und Du kannst mit Ihr reden. Was möchtest Du Ihr denn sagen?“

Sie: „Ich möchte Sie fragen, warum sie so doll um mich herumfliegt und laut brummt. Und dass sie mir damit Angst macht, weil ich nicht gestochen werden will.“
Ich: „Möchtest Du Ihr noch was sagen?“
Sie: „Dass ich Ihr nichts tun will und immer weglaufen muss weil ich Angst habe.“

Die „Du“ Perspektive

Dann versetzte ich meine Tochter in die Lage der Biene, um ihre eigene Wahrnehmung zu verdeutlichen.

Ich: „Dann stell Dir jetzt mal vor, Du bist die Biene und vor Dir steht das ängstliche Mädchen… Was denkst Du gerade?“
Sie: „Hmmm…“
Ich: „Glaubst Du, dass das Mädchen vor Dir Angst haben muss?“
Sie: „Eigentlich nicht… Ich möchte dem Mädchen sagen, dass ich nur brumme, weil meine Flügel so laut flattern. Und ich habe auch Angst, weil das Mädchen so riesig ist. Aber ich bin auch neugierig“ (lacht wieder)
Ich: „Was möchtest Du dem Mädchen noch sagen?“
Sie: „Dass ich sie nicht stechen will, außer ich muss mich wehren, aber das Mädchen tut mir ja nichts.“

Die „Meta“ Perspektive

Nun dissoziierten ich sie von den beiden Parteien und ging in die Metaposition. Hier lässt sich die gesamte Situation sehr gut von außen und neutral betrachten.

Ich: „Dann verlass bitte wieder die Biene und stell Dir mal Dich und die Biene gemeinsam vor. Möchtest Du den beiden was Wichtiges sagen?“
Sie: „Hmmm… Ich möchte dem Mädchen sagen, dass wenn sie der Biene nichts tut, dann tut die Biene ihr auch nichts.“
Ich: „Was noch?“
Sie: „Jaja, ich sage der Biene, dass sie auch keine Angst haben muss…“.

Was hat sich währenddessen geändert?

Nachdem wir nun alle Positionen durchgearbeitet haben, sagte ich: „Toll gemacht! Dann sei jetzt bitte wieder das Mädchen und stell Dir nochmal die Biene vor.“

Sie (lacht): „Ich habe mit der Biene geredet.“
Ich: „Und was hat sie gesagt?“
Sie: „Ich brauche keine Angst vor Ihr zu haben.“
Ich: „Und hast Du jetzt noch Angst?“

Die positive Wahrnehmung ankern

An dem Punkt hat sich die Wahrnehmung deutlich gebessert. Meine Tochter strahlte und sagte: „ein bisschen weniger.“

Nun konnten wir die positive Veränderung festigen. Also sagte ich: „Dann erinnere Dich einfach immer, wenn Du eine brummende Biene siehst, an das was Du zu Ihr eben gesagt hast. Kannst Du das bitte nochmal wiederholen?“

Sie: „Ich sage der Biene, dass sie keine Angst vor mir haben muss und mich nicht stechen braucht…“

Future Pace

Nun wurde es Zeit, die Situation noch einmal zu durchleben, um zu sehen, ob die Arbeit erfolgreich war. Ich sagte zu Ihr: „Jetzt stell Dir mal vor, eine große summende Biene fliegt wieder auf Dich zu, wirst Du dann immer noch so große Angst vor Ihr haben?“

Sie (lacht): „Ein bisschen weniger…“ (Das sagt sie immer)
Ich: „Das hast Du ganz toll gemacht!“

Erfolgskontrolle

Nach dieser Arbeit konnte ich tatsächlich eine Verbesserung der Situation feststellen. Obwohl sie immer noch unruhig und ängstlich in Gegenwart von Bienen war, hat sie aktiv versucht mit der Angst zu arbeiten. Bisher gab es keine Rückentwicklung. Im kommenden Sommer wird sich dann zeigen, ob das so geblieben ist, oder sich sogar verbessert hat.

Zusammenfassung

Gerade bei Kindern sind NLP Techniken gegen Angst ein sehr gutes Mittel zu Bekämpfung von Angst oder Schwächen, weil sie es spielerisch annehmen und unvoreingenommen und unkritisch damit umgehen. Auch Hürden, wie negative Glaubenssätze, die man unter Umständen vorher erst ausräumen müsste, gibt es in dem Alter kaum schon.

Ich persönlich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und stolz auf meine Tochter, wie gut sie mit dem Thema mittlerweile umgeht. Um das ganze bei Bedarf noch zu vertiefen und die Angst komplett zu nehmen, wäre auch eine Arbeit mit Submodalitäten möglich. Damit kann man der Biene dann noch ihren „letzten Schrecken“ nehmen.

Aber das wäre ein Thema für eine weitere Facharbeit.

Autor des Fachartikels: NLP Techniken gegen Angst, ist Ralf Hornik, NLP- Master- Absolvent der CTA

zurück