NLP Tools in der Practitioner Ausbildung
Vom Wissen und Nicht-Wissen über NLP und dessen Einfluss auf unser (Er)leben und Verhalten
Meine ersten Erfahrungen mit NLP Tools machte ich bereits vor rund 15 Jahren. Familiär bedingt bin ich mehr oder weniger in dieses Thema mit hineingerutscht. Zu diesem Zeitpunkt (ich war da circa Mitte zwanzig) konnte ich eigentlich mit diesem NLP überhaupt nicht wirklich was anfangen und als Übungsobjekt war ich auch ein „schlechter“ Klient. Dennoch fand ich es erstmal spannend und es war etwas Neues.
Ich stellte mir die Frage: „Was soll denn das sein und was soll das bringen mich auf bunte Kärtchen zu stellen und mir da was vorzustellen?“ Gesehen, gehört, gefühlt, geschmeckt und gerochen hab ich da nichts. Ich wusste, dass es was mit dem Unterbewusstsein zu tun hat und Einfluss auf unser Verhalten und Leben hat, das war es dann aber auch schon und dennoch fühlte ich mich mega wissend von einem Begriff, den bis dato in meinem näheren und weiteren Umfeld noch niemand kannte.
NLP : „Aha“, hieß es. Was bedeuten denn überhaupt diese drei Buchstaben?
NLP bedeutet Neurolinguistisches Programmieren und wurde in den 70er Jahren von Richard Bandler und John Grinder entwickelt und ist ein psychologisches Kommunikationsmodell.
Neuro bezieht sich auf das Gehirn und das Nervensystem, in dem menschliches Verhalten, Körperzustand, Denken und Fühlen – sozusagen die Regiearbeit über sämtliche Handlungen – des jeweiligen Individuums beheimatet sind.
Linguistisch bedeutet, dass wir mittels der verbalen und nonverbalen Sprache unser inneres Erleben intern verarbeiten, speichern und mitteilen können. Mittels dieser Sprache bauen wir uns unsere Landkarte der Wirklichkeit.
Programmieren ist dann die Fähigkeit, in unsere neuronale Netzwerke eingreifen zu können um sowohl Gefühlsreaktionen als auch Verhaltensweisen so zu verändern, dass diese unserer Gesamtpersönlichkeit nützlich sind.
Bis zum Jahr 2016 hatte ich den Begriff NLP nicht weiter auf dem Schirm. Hin und wieder mal einen Beitrag in einer Fachzeitschrift. Der Tag kam, als mein Mann sich für den NLP Practitioner angemeldet hatte und dieses Wissen für seinen Job im Vertrieb nutzen wollte. Auch ihm war nicht bewusst, welche persönlichen Auswirkungen es haben würde.
Die Zeit verging um weitere 5 Jahre, bis ich selbst an den Punkt kam, dass ich für mich etwas tun möchte. Persönlichkeitsentwicklung. Also hab ich mich für den NLP Practitioner in der CTA angemeldet. Natürlich mit meinem Glauben, dass ich NLP kenne und wisse worum es geht. Schließlich hab ich ja zwei Familienbeispiele.
Die „Ernüchterung“ kam schnell. Ich wusste bei weitem nicht das, was ich dachte über NLP zu wissen. Ich stolperte bereits im ersten Ausbildungsblock über folgenden Satz: „Jeder lebt in seinem Modell der Welt.“ Eine NLP Vorannahme. Die Vorannahmen beschreiben grundlegende Einstellungen des NLP.
Wir alle sind einzigartig und erleben die Welt auf unterschiedliche Art und Weise. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigene Art zu sein. Wir orientieren uns bei unserem Handeln an Vorstellungen, der „geistigen Landkarte“ und nicht an der Welt selbst. Eine Landkarte, d.h. ein „Modell der Welt“, spiegelt nicht punktgenau ein konkretes Gebiet wieder, sondern vielmehr dessen Struktur. Die Landkarte ist also nicht das Gebiet. Wir reagieren nicht auf die äußere Realität, sondern auf ihr Abbild der Realität. Es gibt keine objektive Wahrheit. Wir alle haben verschiedene Vorstellungen von der Welt. Keine dieser Vorstellungen stellt die Welt vollständig und akkurat dar und schon gar nicht richtig oder falsch. Wir reagieren auf unsere – zum Teil selbst erschaffene – Abbildung von der Realität, nicht auf die Realität selbst. Jeder Mensch hat sein eigenes, berechtigtes Modell der Welt. Jeder lebt in seinem eigenen Modell der Welt und sieht diese durch seine eigene individuelle Brille. Wir treffen zu jedem Zeitpunkt, innerhalb unseres Modells der Welt, die für uns bestmögliche Wahl. Das beste Modell ist das mit den meisten Wahlmöglichkeiten. Mehr Wahlmöglichkeiten sind besser als weniger Wahlmöglichkeiten und führen somit zu mehr Verhaltensflexibilität.
Schnell verstand ich so einige Verhaltensweisen, Ansichten und Reaktionen an mir selbst, meinem Partner, meinen Kolleginnen und verstand, dass man den anderen nicht ändern kann.
Im Laufe der Ausbildung und mit zunehmendem „NLP Tools“ ist es fast schon unglaublich zu beobachten, was mit einem selbst passiert. Ich bin in der Lage meine Verhaltensweisen und Reaktionen besser zu reflektieren, aktiver zuzuhören im Sinne von was wurde gesagt bzw. nicht gesagt?
Weiterhin wurde mir bewusst wie gut ich NLP als Kommunikationsmedium in meiner Arbeit als Ergotherapeutin und Praxisinhaberin nutzen kann. In der ergotherapeutischen Behandlung stehen wir ständig in Kommunikation mit unseren Patienten. Sei es die Anmeldung zur Ergotherapie, das Anamnesegespräch oder auch im Therapieprozess selbst. Es erfolgt ein ständiger Austausch mit den Patienten oder auch Kollegen.
Gerade bei Patienten mit psychischen Einschränkungen sind ergotherapeutische Interventionen oftmals sehr begrenzt und schwierig zu therapieren.
Ich nutze bei meinen Patienten u.a. das Meta-Modell, um Befindlichkeiten genauer zu definieren. Ich bemerke, dass sie sich dadurch mehr mit sich auseinandersetzen und auch manche Aussagen wieder relativiert, die sie vorher als sehr schlimm bezeichnet hatte.
Mit diesen einfachen, aber sehr wirksamen NLP Tools aus der Practitioner Ausbildung, kann ich sie auf ihrem weiteren Weg begleiten.
Die Erkenntnisse über das Weltmodell, Rep-Systeme, Meta-Modell oder auch hypnotische Sprachmuster haben meinen privaten und auch beruflichen Alltag extrem bereichert. Ich bin gespannt, wo mich meine weitere Reise mit NLP hinführen wird. Ich freue mich darauf meinen „Werkzeugkoffer“ weiter befüllen zu dürfen.
Autorin des Blogbeitrages: NLP Tools in der Practitioner Ausbildung: Anikó Mink-Heinecke, Absolventin unserer NLP Premium-Practitioner- Ausbildung, Frühjahr 2022