6 Tipps zum Selbstständig machen als Coach

Du willst dich als Coach haupt- oder nebenberuflich selbstständig machen?
Dann achte unbedingt auf diese 6 Fallen!

Wenn angehende Coaches sich vermarkten wollen, machen sie häufig die gleichen Anfängerfehler. Damit dir dies nicht passiert und du erfolgreich in diesen wundervollen Beruf startest, zeigen wir dir 6 Tipps zum Selbstständig machen als Coach.

6 Tipps zum Selbstständig machen als Coach

Bild von Michael Guida Pixabay

Falle Nr. 1 – Vertrieb liegt mir nicht.

Immer wieder hören wir das von angehenden Coaches. Ich kann nur coachen, aber Verkauf oder Vertrieb ist nichts für mich. Wer einen solchen oder einem ähnlichen Glaubenssatz in sich trägt, der steht sich selbst im Weg.

Viele Coaches haben aber auch eine falsche Vorstellung vom Vertrieb. Fragt man genauer nach, dann bekommt man folgendes zu hören:
„Ich kann doch nicht einfach Leute anrufen und mich anbieten.“
„Verkaufen, das ist doch Klingelputzen.“
„Soll ich denn Leute einfach so ansprechen, die ich gar nicht kenne.“

Wenn diese Coaches nur an das Thema Vertrieb denken, fühlen sie sich wie Staubsauervertreter, denen die Türe vor der Nase zugeschlagen wird. Die Angst vor Ablehnung ist dann so stark, dass sich manche nicht mal trauen zu sagen, welchen Beruf sie ausüben.

Vertrieb im Coaching geht aber anders. Wenn du dein Thema und dein Fachgebiet für dich herausgefunden hast, dann gehe raus und lade Menschen ein, sich über dieses Thema genauer zu informieren. Biete Workshops und Informationsabende an oder nimm als Dozent an Messen und Veranstaltungen teil. Deine zukünftigen Klienten bekommen so einen sanften Einstieg in die Thematik. Die Teilnahme innerhalb einer Gruppe gibt ihnen außerdem Sicherheit, nicht alleine mit dem Thema dazustehen. Und du selbst kommst in direkten Kontakt mit interessierten Menschen, die dich auf diese Weise auch gleich als kompetenten Coach zu diesem Fachgebiet kennen lernen.

Vorausgesetzt allerdings, dass du dein Fachgebiet hast. Und damit kommen wir gleich zur zweiten großen Falle:

Falle Nr. 2 – Ich mache alles.

Heute Coach für Führungskräfte, morgen für Kinder und Jugendliche, übermorgen für das Thema Work Life Balance. Wer alles anbietet, ist kein Fachmann/Frau und wird unglaubwürdig.

Bei vielen Coaches, die gerade anfangen steht hinter „Ich mache alles“ die Angst mögliche Kunden zu verlieren. Sie reagieren auf jede Anfrage mit „Ja klar, da kann ich helfen.“

Vorsicht ist geboten: Vielleicht bekommt man kurzfristig damit tatsächlich einen Klienten mehr, doch langfristig nimmt einen niemand ernst.

Finde daher dein Fachgebiet und werde darin zum wirklichen Experten. Du musst dazu kein Alleinstellungsmerkmal haben, aber du musst Lust haben dich täglich mit dieser Materie auseinander zu setzen, dich laufend darin weiterzubilden und immer up to date zu sein. Willst du beispielsweise als Coach für Achtsamkeit und Gesundheit tätig sein, musst du auch Wissen über biologische Vorgänge im Körper, über Ernährung und Stressbewältigung mitbringen. Als Coach für Karriere-Fragen solltest du stehts aktuell informiert sein über Gehaltsstrukturen, Aufstiegsmöglichkeiten in verschiedenen Berufsbildern, Do´s und Dont´s bei Bewerbungen usw.

Vielen Coaches stehen sich, wenn sie sich zum Experten entwickeln wollen, aber selbst im Weg durch Falle Nr. 3.

Traumberuf Coach
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Falle Nr. 3. – Ab morgen bin ich Coach.

Wir bekommen häufig Anfragen nach sogenannten Kompakt-Coach-Ausbildungen. Fragen wir nach, warum es so schnell gehen soll, hört sich die Antwort häufig so an: „Ich habe jetzt 20 Jahre in einem Beruf gearbeitet, der mich überhaupt nicht erfüllt. Es reicht jetzt. Ich habe gekündigt und möchte jetzt schnell eine Coach-Ausbildung absolvieren. In spätestens einem halben Jahr will ich nur noch als Coach arbeiten und meinem „alten Leben“ endlich den Rücken kehren.“

Hand aufs Herz. Würdest du deine tiefliegenden Lebensprobleme, deine Karrieregedanken oder deine Mitarbeiter jemanden anvertrauen, der noch vor wenigen Monaten gar nichts in dieser Richtung gemacht hat?

Sich als Coach zu etablieren ist mehr als die Entscheidung, das jetzt zu machen. Es ist ein Prozess, der seine Zeit erfordert. Coaching lernt man nicht in einem schnellen Kurs, sondern durch ständiges Lernen, immer wieder kehrende Selbstreflektion und durch viel Üben. Ein guter Coach fällt nicht vom Himmel, sondern erschafft sich selbst. Dafür lässt er sich Zeit und geht es langsam an.

Doch wer schon in der 3. Falle war, läuft häufig auch in Falle 4.

Falle Nr. 4 – Ich will sofort von meinem Beruf als Coach leben können.

Coaches, die so handeln setzen sich häufig zu stark unter Druck. Zwar ist es richtig und wichtig, sich Ziele zu setzen, denn sonst fängt man ja gar nicht an. Doch wer sich gezwungen fühlt, jetzt jeden Auftrag und zu jedem Preis annehmen zu müssen, weil er sonst seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann, verliert jegliche Souveränität. Doch genau diese ist für Menschen, die Andere beraten und begleiten unabdingbar.

Daher: Sorge dafür, dass deine Fix- und deine wichtigen Lebenshaltungskosten gedeckt sind, bevor du anfängst. Und stelle dich darauf ein, dass du gerade in der Anfangsphase erstmal investieren musst, um bekannt zu werden.

Und somit sind wir nun bei einer Falle, die die meisten erst dann wahrnehmen, wenn sie schon mitten drin stecken.

Falle Nr. 5– Ich mache es erstmal kostenfrei

Viele Coaches bieten die erste Sitzung umsonst an, sozusagen zum „Kennenlernen“. Oder sie bieten ihre Coachings einem bestimmten Klientel (z.B. gute Bekannte) kostenfrei an. Die Grundidee dahinter ist, dass die Klienten ihren Coach erst kennen lernen und dann im Weiteren für die Coachings bezahlen sollen. Doch genau das passiert dann nicht mehr.

Denn warum soll ich plötzlich für eine Stunde Coaching 100,00 Euro bezahlen, wenn ich es doch auch kostenfrei haben kann. Und wenn etwas kostenfrei angeboten wird, ist es denn dann überhaupt etwas wert?

Viele Coaches sind bei ihrer Preisgestaltung wenig souverän. Sie schämen sich beinahe, Geld für ihre Dienstleistung aufzurufen, besonders wenn die Klienten aus dem Bekannten-Kreis kommen. Nach dem Motto „Ich habe ja nur ein bisschen geholfen“ verschenken sie dann ihre Leistung.

Damit du nicht in diese Falle tapst, möchte ich dir folgenden Vergleich anbieten:
Stelle dir vor, du willst deine Wohnung neu streichen lassen. Du rufst also bei einer Malerfirma an und sagst folgendes: „Kommen Sie doch mal und streichen das erste Zimmer kostenfrei. Und wenn es mir gefällt, dann überlege ich, ob ich sie für die anderen Zimmer engagiere und bezahle.“

Was denkst du wird der Malermeister dir antworten? (Wenn er nicht schon vorher aufgelegt hat, weil er dich für einen Spaßanrufer hält.)

Du als Coach hast dich ausbilden lassen und bildest dich laufend weiter. Du investierst Zeit und Energie in deinen Beruf und entwickelst dich zum Experten auf deinem Gebiet. Welchen Eindruck macht es also, wenn du deine Leistung kostenfrei oder zum Dumping-Preis anbietest?

Doch natürlich muss man erstmal bekannt werden. Und somit kommen wir zur letzten Falle.

Falle Nr. 6 – Ich kann nur 4-Augen-Gespräche. Vor Gruppen sprechen ist nichts für mich.

Viele Anfänger haben folgende Vorstellung vom Arbeiten als Coach:
Man macht eine Coachingsausbildung. Dann macht man eine (möglichst günstige) Website, ein paar Flyer und vielleicht noch ein bisschen in den sozialen Netzwerken. Und dann kommen ganz viele Anfragen von Klienten, die sich für 100,00 Euro (oder mehr) in der Stunde coachen lassen wollen.

In der Realität wollen die Interessenten aber erstmal wissen, was genau du machst, wer du bist und was sie davon haben, wenn sie zu dir kommen. Und da reicht ihnen nicht ein Foto und ein paar nette Zeilen von dir auf einer Website. Coaching ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Bevor Klienten sich dir also anvertrauen, wollen Sie dich auch persönlich kennen lernen.

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Du gehst also über zwei Wege. Über deine Website, soziale Medien und anderweitige Möglichkeiten bietest du Workshops, Informationsveranstaltungen, vielleicht auch Vorträge und kleinere Seminare an. Du sprichst über das Thema, welches auch dein Coaching-Fachgebiet ist. Du gibst Interessierten erstes Wissen mit auf den Weg und bringst ihnen das Thema zunächst fachlich näher.

Durch dieses Angebot lernen dich die Menschen als ihren möglichen Coach, näher kennen und fassen Vertrauen zu dir. Sie nehmen dich als Experten wahr, der weiterhelfen kann. Sofern Sie Coaching-Bedarf verspüren, werden sie dann von sich aus auf dich zukommen.

Wenn du Angst hast vor Gruppen zu agieren, dann arbeite daran. Und lerne auch als Dozent:in/Trainer:in souverän aufzutreten. Hierbei ist es egal ob eine Gruppe aus 5 oder aus 50 Personen besteht. Das Prinzip ist das gleiche.

CoachingsitzungFazit: So startest du als Coach erfolgreich durch:

  1. Lass dir ausreichend Zeit dich durch Weiterbildung und Übung zu einem guten Coach zu entwickeln und souverän zu werden.
  2. Finde deinen Bereich als Coach und entwickle dich darin zum/r Experten/in.
  3. Setze dich finanziell nicht unter Druck. Bleibe, durch anderweitige Einkünfte zu Beginn, souverän.
  4. Sei realistisch. Klienten klingeln nicht einfach an der Türe. Du musst zuerst raus und dich bekannt machen. Und wenn es um persönliche Coachings geht, dann musst du auch persönlich unter die Leute.
  5. Verschenke deine Kompetenz nicht. Du hast viel investiert, um deine Coaching-Kompetenz zu erlangen. Sei es dir wert, dass du einen angemessenen Preis für deine Leistung aufrufst.
  6. Mache Vertrieb. Gehe raus, mache dich bekannt und habe Spaß daran, dich mit deinem Wissen zu zeigen. Schaue auf die etablierten, erfolgreichen Coaches. Dir wird auffallen, dass sie alle auch mit Gruppen agieren und ihre Leistung gerne präsentieren.

Autorin des Beitrages 6 Tipps zum Selbstständig machen als Coach: Tanja Lachmayr-Kott