NLP Wahrnehmungspositionen

NLP Wahrnehmungspositionen: Ein Format, wenn es um die Betrachtung unterschiedlicher Perspektiven zweier Parteien geht, sind die „Wahrnehmungspositionen im NLP“. Vor allem in Konfliktsituationen mit einer oder mehreren weiteren Personen ist das Format hilfreich, sich in die Position des Gegenübers und auch in eine übergeordnete Perspektive hineinfühlen zu können und somit eine Erweiterung der eigenen Sichtweise zu erlangen. Hierbei geht es nicht um eine Lösungsfindung oder den Inhalt des Problems selbst, sondern vielmehr um den Perspektivenwechsel, der mit Abfragen der drei Hauptrepräsentationssysteme (visuell, auditiv und kinästhetisch) und deren Submodalitäten die Wahrnehmung des Konfliktpartners und einer Metaposition erlangt werden soll.

NLP Wahrnehmungspositionen
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Somit bietet diese gewonnene Erkenntnis eine neue Möglichkeit des Handelns und des Verständnisses der anderen Person(en) gegenüber. Das Format selbst ist kein klassisches NLP Format, sondern hat seine Basis in der systemischen Arbeit und beruht auf der Annahme, dass alle Informationen, die mit unserer Person (aber auch im generellen aller Personen) in einer Art System bzw. Cloud vorhanden sind und abgespeichert werden und damit auch für jeden von uns auf unterschiedliche Art und Weise zugänglich sind.

Am Anfang des Formats „Wahrnehmungspositionen“ werden zunächst drei Bodenanker ausgelegt, für die jeweilige Person (Ich-Position) bzw. den Klienten, die Konfliktperson (Du-Position) und die Metaposition.  Angefangen wird auf der Ich-Position. Der Klient befindet sich assoziiert in der entsprechenden Konfliktsituation und die Aufgabe des Coaches ist es den Klienten durch das Abfragen der einzelnen Repräsentationssysteme und der Submodalitäten durch die Situation und erfragt wie der Klient selbst die Situation exakt wahrnimmt. „Was genau siehst du? Wie nimmst du dein Gegenüber wahr?“  Wichtig ist es hier im Gefühl zu bleiben und nicht über den Inhalt des Konflikts zu sprechen.

Nach einem kurzen Separator geht der Couch mit seinem Klienten auf die Position bzw. den Bodenanker des Gegenübers bzw. des Konfliktpartners und durchlebt wieder über das Abfragen der Repräsentationssysteme die Wahrnehmung der Situation. Der Klient nimmt die Situation aus der Perspektive der Konfliktperson wahr und wie diese die Person des Klienten sieht. Hier können kann wieder über die Repräsentationssysteme bzw. Submodalitäten „was fühlst du, was hörst du, was siehst du genau?“ die Wahrnehmung nachempfunden werden. Hiermit stehen dann neue bisher nicht bekannte Informationen zur Verfügung. Ebenfalls kann die Intensität der Submodalitäten durch den Coach erfragt werden, „siehst du dein Gegenüber in schwarz-weiß, in Farbe, in welcher Größe siehst du ihn oder sie? Entspricht die Größe der Realität, siehst du scharf oder verschwommen? Wie genau siehst du dein Gegenüber? Was kannst du genau hören? Stimme schrill, laut, leise, angenehm? Wo treffen dich die Blicke oder wo hört du die Stimme?“ All diese Eigenschaften lassen nochmals klarere Rückschlüsse ziehen, wie sich der Klient und auch die Person(en) in der jeweiligen Situation fühlen.

Nach einem kurzen Cut (Separator) geht der Coach nun mit dem Klienten in die Metaposition, in dieser schaut der Klient wie durch ein Fenster dissoziiert auf sich selbst und die Person mit der er im Konflikt steht. Es kann nun betrachtet werden, wie die Außenperspektive der Situation ist, wie sich beide Parteien mit einander Verhalten. Wichtig hierbei ist das der Klient selbst dissoziiert auf beide Personen schaut und mit Abstand das Geschehen betrachtet Hier kann der Coach auch Denkanstöße an den Klienten geben, wie zum Bespiel was der Klient zu der anderen Person sagt, was die andere Person sagt oder wie beide in der Situation agieren und reagieren.

Zum Abschluss geht der Klient nochmals auf die Ich-Person und schaut wie sich seine Wahrnehmung der Situation verändert hat, wie er nun die unterschiedlichen Submodalitäten wahrnimmt. „Wo wird jetzt der Blick wahrgenommen, wie sieht er sein Gegenüber, was hört der Klient jetzt und was fühlt er nun?“ Somit entsteht eine Chance die Situation aus einer neuen bzw. anderen Perspektive wahrzunehmen, da der Klient nun versteht wie die Gegenseite empfindet.

Für mich hat das Format eine komplett neue Perspektive eröffnet auf immer wiederkehrenden Konfliktsituationen mit meiner Arbeitskollegin zu sehen, da ich nun auch „Zugang“ zu ihrer Wahrnehmung hatte. Ich habe gesehen, gehört und gefühlt, wie sie empfindet in der Situation und wie sie mich wahrnimmt. Des Weiteren konnte ich aus der Meta Perspektive uns beide neutral beobachten.  Aus meiner Sicht alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass ihr Verhalten und auch ihre Sticheleien vielmehr aus eigener Angst getrieben sind als aus gefühlter Überlegenheit. Da meine Kollegin schon viel länger in unserer Abteilung ist und auch dadurch eine viel engere Bindung zu unserem Chef hat, hat es nie den Anschein gemacht, dass sie durch mich eine Gefahr sieht und sich deswegen so verhält.


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Diese neue Erkenntnis bietet mir die Möglichkeit in Zukunft anders in solchen Situationen zu reagieren und meiner Kollegin in ihrem Modell der Welt zu begegnen, indem ich ihr versuche klarzumachen, dass sie durch mich keine Gefahr sehen muss oder auf der anderen Seite auch Grenzen aufzeige. Wie auch bereits im oberen Abschnitt erwähnt habe, bietet das Format der Wahrnehmungspositionen keine Lösung. Es ist für mich aber eine neue Möglichkeit mein Verhalten und meine Kommunikation ihr gegenüber mit diesem neu erlangten „Wissen“ zu verändern und damit auch hoffentlich auch zu einer zukünftigen Veränderung der Gesamtsituation bei zuführen.

Ganz nach der Philosophie von Gregory Bateson, dem Begründer des Formats hat die Weisheit ihren Ursprung in der Fähigkeit unsere Umwelt aus unterschiedlichen Perspektiven sehen zu können und somit auch den größeren Zusammenhang der Situationen und Dinge zu verstehen. Was uns wiederum am Ende des Tages, viele neue Möglichkeiten des Handelns und des Reagierens ermöglicht.

Autorin des Beitrages: NLP Wahrnehmungspositionen ist Christina Rippl, Absolventin unserer NLP Premium-Practitioner- Ausbildung, April 2021