Mein NLP Modell der Welt

„Neuro Linguistisches Programmieren“ – das liest sich erst mal spannend. Oder vielleicht doch eher seltsam?

Mein NLP Modell der Welt

Was haben das Hirn, die Sprache und das Programmieren gemeinsam? Werden da Dinge programmiert – also im Bereich der Technik -, oder geht es um das menschliche Gehirn – verknüpft mit der Sprache? Erst einmal war ich verwirrt.

Auf der Suche nach einer Weiterbildung, die mich tiefer in die Lehren menschlicher Vorgänge, Denkweisen, Handlungen – und nicht zuletzt auch Lösungswege dazu – blicken lässt, bin ich auf NLP gestoßen.

Mein NLP Modell der Welt

Gerd Altmann auf Pixabay

„Neuro“ steht für das menschliche Gehirn bzw. für die Prozesse, die unbewusst darin ablaufen. Der Mensch erkennt nicht, dass diese Prozesse im Hintergrund laufen und dass sie uns zu den Handlungen führen, die wir dann wahrnehmen. Menschen gehen normalerweise davon aus, dass sie sich sehr gut kennen und ihr Leben bewusst bestimmen. Doch wieviel steuern wir tatsächlich? Sind unsere Entscheidungen bewusst gefällt? Leben wir das Leben, welches wir wollen und sind wir glücklich? Oder sind wir durch unser Unterbewusstsein doch größtenteils fremdbestimmt? Der Größenvergleich von Bewusstsein und Unterbewusstsein ist erstaunlich. Das Unterbewusstsein ist vergleichbar mit einer großen Tischplatte, an der ca. 10 Personen sitzen können. Das Bewusstsein hingegen ist vergleichbar mit einem Loch, den ein Reißnagel in der Tischplatte hinterlässt, zieht man ihn dort wieder heraus.

„Linguistik“ steht für Sprachwissenschaft (von lateinisch lingua ‚Zunge/Sprache‘) und bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir unsere Sprache einsetzen, um zu kommunizieren. Das beschränkt sich nicht nur auf die Kommunikation mit Anderen, sondern auch mit uns selbst. Auch geht es nicht nur um das Gesagte an sich, sondern auch darauf, wie wir etwas sagen. Wie ist die Tonlage, die Mimik, die Gestik und die Körperhaltung? All das spielt zusammen und hinterlässt nicht nur beim Empfänger – sondern auch bei uns selbst – einen Eindruck. Eine NLP Vorannahme sagt: „Die Bedeutung der Kommunikation liegt in der Reaktion, die man erhält.“ Es geht also nicht nur darum, was man sagt oder tut, sondern wie die direkte Umgebung (die Empfänger) darauf reagieren. Auch ich persönlich kann Empfänger meiner eigenen Kommunikation sein. Dies zeigt auf, dass nicht nur das, was nach außen hin gesendet wird von Bedeutung ist, sondern auch was ich mir selbst sage oder mir selbst einrede. Im NLP wird dabei von Glaubenssätzen gesprochen. Glaubenssätze sind absolute Überzeugungen, die wir von uns und der Welt haben. Wir verzerren, tilgen oder generalisieren Tatsachen, um sie uns passend zu machen, damit sie unserem Weltmodell gerecht werden. Sie sind oft nicht bewusst und wachsen durch die gemachten Erfahrungen in unserer bisherigen Lebensgeschichte. „Ob du denkst, du kannst es – oder du kannst es nicht, Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“ Die Aussage unterstreicht die Annahme, dass es durch unsere Glaubenssätze zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen kommen kann. Was ich mir sage, oder mir einrede, wird dementsprechend auch eintreten. Denn ich fokussiere mich unterbewusst auf meine Wahrheiten und bewege mich dann in diese Richtung. Zusammenfassend kann man das als „subjektives Wahrheitsempfinden“ einer Person ansehen. Das Ziel eines Coaches ist es, dies gemeinsam mit dem Klienten zu erörtern, um Ungewünschtes zu ändern bzw. anders zu „programmieren“.

Gerd Altmann auf Pixabay

Mit ‚Programmieren‘ ist die Möglichkeit gemeint, unsere Denkmuster, Handlungsweisen, internen Strategien und Prozesse verändern zu können, zu optimieren bzw. neu zu erlernen.

Dies ist nicht per Knopfdruck gemacht, sondern erfordert bewussten Umgang, bis die von uns gewünschten Handlungsweisen integriert sind. Doch wie geht man bewusst mit Unbewusstem um? Wie erkenne ich überhaupt, was ich ändern will?

Diese Frage führt zu einer weiteren NLP Vorannahme. ‚Es gibt keinen Ersatz für offene und saubere Sinneskanäle.‘ Die menschliche Informationsverarbeitung und die daraus resultierenden Handlungen werden von unseren Sinneskanälen gesteuert. Wenn unsere Sinneskanäle offen und sauber sind, können wir viel mehr verbale und nonverbale Feinheiten beim Gesprächspartner (oder auch bei uns) wahrnehmen. Jeder Mensch bevorzugt andere Sinneskanäle, um Informationen zu verarbeiten. Im Durchschnitt werden von jedem Menschen max. zwei bis drei der folgenden fünf möglichen Sinneskanälen genutzt.

Sinneskanal                                      Wahrnehmung
V     Visuell                                        Sehen (Bilder, Filme)
A     Auditiv                                        Hören (Dialoge, Töne)
K     Kinästhetisch                             Spüren (Empfindungen, Gefühle)
O     Olfaktorisch                               Riechen (Gerüche)
G     Gustatorisch                              Schmecken (Geschmack)

Nehmen wir an, es geschieht etwas, oder jemand sagt etwas zu uns. Diese Information wird mit unseren bevorzugten Sinneskanälen aufgenommen und verarbeitet. Dann durch unser Weltmodell gefiltert, was dem Ereignis einen neuen Zustand bzw. eine neue persönliche Bedeutung gibt. Aus dem heraus, erfolgt dann das Verhalten bzw. die Handlung.

Durch NLP habe ich realisiert, welches Ausmass an Einfluss mein Unterbewusstsein auf mein Verhalten hat. Die Tatsache, dass ich mit diesem Wissen mehr Einfluss auf mein Denken, meine Handlungen und mein Verhalten haben kann, verblüfft mich. Da ist ein unangetasteter Boden und ich möchte am liebsten losrennen, all das ausprobieren und meine eigenen Schlüsse ziehen. Der unangetastete Boden, den ich jetzt sehe und das Bedürfnis darauf loszurennen, unterstreichen meine Annahme, dass ich sehr visuell und kinästhetisch veranlagt bin. Ich habe mich in den letzten Monaten immer wieder dabei ertappt, dass ich meinem Gegenüber anders zuhöre, ihn etwas anders ansehe und ihn auch anders verstehe. Genauer und mit ein bisschen mehr Bewusstsein, was vor sich geht. In mir und auch in meinem Gegenüber. Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen zu können oder es zumindest zu versuchen, ohne durch sein eigenes Weltmodell voreingenommen zu sein, ist enorm hilfreich.

Diese NLP Ausbildung nimmt aus Vielem im Alltag den Druck oder relativiert Vieles, was ich früher mehr bewertet habe. Das heisst nicht, dass die Dinge an Wert verlieren – sondern dass ich mich dabei ertappe, den Dingen bewusst Wert beizumessen, wo es von mir gewünscht ist. Bewusster mit dem Unbewussten umgehen, mit einer unglaublich spannenden Werkzeugkiste an Modellen und Formaten. Ich freue mich auf mehr.

Autorin des Fachartikels „Mein NLP Modell der Welt“ Maria Hanne, NLP Practitioner und in Ausbildung zum NLP Master bei der Coaching- und Training Akademie in München

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